ADHS bei Erwachsenen

Die Modekrankheit?

ADHS im Erwachsenenalter ist eine moderne (weil relativ junge) Diagnose!

Ob etwas Krankheitswert hat oder nicht, hängt immer ab von:

z.B. Hypertonie/Bluthochdruck
Bevor man um die damit verbundenen Risiken wusste und (ab ca. 1900) den Blutdruck messen konnte kümmerte sich kaum jemand um diese Diagnose. Inzwischen würde keiner mehr wagen, die Diagnose und ihre Bedeutung zu bezweifeln.

z.B. Kanibalismus
Es gab Zeiten und Völker, da war Kanibalismus normal. Aber Normen werden immer von der jeweiligen Gesellschaft gemacht und ändern sich.

z.B. ADHS im Erwachsenenalter
Erst jetzt, wo man um die Beeinträchtigungen und Risiken durch ein ADHS weiß und zwischen verschiedenen kognitiven Funktionen (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Intelligenz …) unterscheiden und diese auch z.T. messen kann, kriegt die Diagnose ihre Bedeutung.

Definition von Krankheit bzw. Gesundheit

"Gesundheit ist der Zustand des vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein durch das Fehlen von Krankheit und Gebrechen."
(WHO, 1949)

"Als Krankheit wird das Vorliegen von Symptomen und/oder Befunden bezeichnet, die als Abweichung von einem physiologischen Gleichgewicht oder einer Regelgröße (Norm) interpretiert werden können und die auf definierte Ursachen innerer oder äußerer Schädigung zurückgeführt werden können."
(Schmidt & Unsicker, 2003)

Probleme der Diagnose von ADHS

  1. "Abweichungen von einem Gleichgewicht oder einer Regelgröße" lassen sich schwer beurteilen oder messen, unterliegen oft einer beachtlichen Streuung …
  2. in der Realität besteht in der Regel ein Kontinuum zwischen "gesund" und "krank" im Gegensatz zur eher künstlichen Dichotomie/ Zweiteilung
  3. für ein System (sei es ein Gesundheitssystem, die Medizin selbst oder auch ein juristisches System) ist genau diese Grenze wichtig

ADHS als Krankheit?

Laut ICD-10 ist für die Diagnose ADHS gefordert:

" … ein deutlich über das altersgerechte Maß hinausgehendes, seit frühester Kindheit (mind. 6. Lebensjahr) bestehendes Ausmaß an Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität … welches zu deutlichen Beeinträchtigungen in mindestens 2 Lebensbereichen führt …"

ADHS ist eine psychiatrische Diagnose
(genauso wie Depression, Schizophrenie oder Persönlichkeitsstörungen)

Sie gehört ins Kapitel der emotionalen und Verhaltensstörungen
("nicht weit weg" von Intelligenzminderungen, LRS etc.)

Wenn Sie ein ADHS haben, heißt das auch, Sie haben ein großes Risiko,


Die vererbte Krankheit?

Ein Gen verursacht eine Störung im Sinne der Mendelschen Vererbung?
» nein !!!!!!!!!!!

Polygenetische Vererbung, d.h. viele Gene mit jeweils kleinem Effekt und die Kombination mit bestimmen Umwelteinflüssen!

Heritabilität (Einfluss der Genetik auf eine bestimmte Eigenschaft) von 0,75 (Range von 0 – 1)

Erblich bedeutet nicht unveränderlich! (Knoblauch 2008)

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ADHS bei Erwachsenen, Informationswebseite für Ärzte und Betroffene
www.adhs.org | by Dr. med. Olaf Ballaschke